Materialien.
Rechtlich in Ordnung oder nicht?
„Wählen Sie wirklich die AfD?!“
„Schlagt das Lehrbuch auf Seite 35 auf“ grummelte Herr Kowalski, als er seine Sachen auf dem Pult im Klassenraum der 10b ausbreitete. „Heute sprechen wir wieder über das politische System der BRD und nehmen einige Parteien in den Blick. Wir machen heute mit der AfD weiter.“ Nachdem Herr Kowalski einen Überblick über die Grundstruktur und das Programm der AfD gegeben hat, gab er seine Einschätzung des Ganzen preis. Ein Aspekt, den er thematisierte, war beispielsweise die Förderung einer traditionellen Familienstruktur. „Also, ich finde ja“, so Herr Kowalski, „dass das Bewahren und Konservieren traditioneller Werte sehr wichtig ist und unterstützt werden sollte“. Er plädierte dafür, dass man sich nicht schämen soll, deutsch zu sein, und argumentierte, dass die Bräuche und Traditionen des Landes wichtige Pfeiler unserer Gesellschaft seien, die von wenigen Parteien in den Blick genommen werden. Eine Schülerin meldete sich und rief überrascht: „Wählen Sie wirklich die AfD?!“ „Das habe ich nicht gesagt,“ erwiderte Herr Kowalski. „Ich verrate euch nicht, was ich wähle. Ich sage nur, dass es ja kaum noch Parteien gibt, die unsere Traditionen schützen wollen! Aber wie seht ihr das?“. Er ließ die Schüler diskutieren und versuchte die Diskussion so zu lenken, dass sowohl Pro- als auch Kontra-Argumente zu seiner These eingebracht wurden. Als Herr Kowalski die Stunde beendete, bedankte er sich für die Aufmerksamkeit und betonte, dass es ihm wichtig sei, dass sich jeder Schüler seine eigene Meinung bilden könne.
“Die Klimawandel ist von allergrößter Wichtigkeit“
Als Frau Huber den Klassenraum der 9c betrat, hängte sie die Poster und Materialien an die Tafel. Heute war ein wichtiger Tag, denn diese Stunde des Erdkundeunterrichts würde den Beginn einer neuen Unterrichtsreihe zum Klimawandel markieren. Mit dem Läuten der Schulglocke traten die Schülerinnen und Schüler ein und erblickten bereits die erschreckenden Bilder an der Tafel: Zerstörte und überflutete Wohngebiete, gestrandete Tierkadaver eingepfercht in Plastikmüll sowie vereinsamte Eisbären auf Eisplatten. Frau Huber nutze diesen Moment des Schocks als Einstieg für ihren Vortrag über die massiven Ausmaße des Klimawandels. „Der Klimawandel ist von allergrößter Wichtigkeit“, sagte Frau Huber, „und wir müssen uns an diejenigen politischen Parteien wenden, die dies vollumfänglich anerkennen“. In den nächsten 20 Minuten stellte sie das Programm der Grünen sowie der Tierschutzpartei vor und vermittelte ihren Schülern, inwiefern diese Gruppen für die Lösung der gesellschaftlichen Problemlagen gewappnet sei. Frau Huber sagte, dass es zwar wichtig und richtig sei, dass jeder einzeln auf sich und seinen ökologischen Fußabdruck achtet, jedoch werden die einflussreichsten und bedeutendsten Entscheidungen zum Klimawandel in der Politik getroffen: „Stellt euch das mal vor! Ein Gesetz, wie zum Beispiel das Verbot von Plastikbeuteln, das die Grünen durchgesetzt haben, hat bereits ungeheure Mengen Plastik eingespart“. Kurz bevor die Stunde vorbei war, rief sie alle Schüler nochmals dazu auf, sich für den Klimawandel einzusetzen. „Sich für den Klimawandel einzusetzen heißt, politisch zu sein und die richtigen Parteien zu wählen!“ so Frau Huber. Mit diesen pathetischen Worten verließ sie den Klassenraum.
Die Grenzen der Toleranz
Fallbeispiel 1 – IGS/UG/Gesellschaftslehre, 8. Klasse
Das Thema ist die Französische Revolution. Die Lehrkraft(m) erklärt bei der Zusammenfassung eines Lehrbuchtextes den unbekannten Begriff „Zehnt“.
L: Der Zehnt ist ein Zehntel der Ernte, den der dritte Stand an die Kirche geben musste. Wenn also schlechtes Wetter war in einem Jahr und dadurch die Ernte nicht so viel hergab, war das egal. Man musste ein Zehntel an die Kirche geben, egal ob man selbst zu wenig oder genug hatte.
S1: Hä, hier steht 10% der Ernte.
L: (verständnisloser Blick) Ist doch ein Zehntel.
Gleichzeitig sagen mehrere Mitschüler*innen dasselbe: Hä, das ist doch ein Zehntel.
S2 und S3 rufen rein:
S2: Dorftrottel.
S3: Du bist so der Pöbel, ey!
L ignoriert die Beschimpfungen der Mitschüler.
L: S1 – solche Fragen nur, wenn du weißt, wovon du sprichst, ok? OK, also weiter, was noch?
Fallbeispiel 2 - 5. Klasse
Eine neue Schülerin (übergewichtig, mit rosa Pullover) betritt die Klasse.
Mitschüler*innen singen laut: „My name is pig (….)“ und lachen.
L schweigt.
Fallbeispiel 3 – Matheunterricht, 9. Klasse
Stillarbeitsphase: Drei SuS (alle w) in der ersten Reihe tuscheln durchgehend.
Ein Schüler (m) kommentiert dies.
S1: Diese Labertaschen.
S2: Wir reden bloß über die Aufgabe, das darf man ja wohl.
S1: Ich hab ja auch nur gesagt „diese Labertaschen“, das darf man ja wohl auch.
S2: Du meintest aber, dass wir schon wieder geredet haben.
S1: Ach ja, das sind halt Frauen...
Fallbeispiel 4 – Gymnasium/Schülervortrag/Chemie, 12. Klasse
Schülerin steht vorne vor der Klasse und erläutert eine Folie.
L: S, nimm mal den Overhead-Projektor zur Seite, sonst kann ich dich ja gar nicht in deiner vollen Schönheit betrachten.
S: Das stört mich nicht!
L: Aber dann bekommst du für diese Stunde null Punkte eingetragen.
S: Sie sollen ja nicht mein Äußeres, sondern meine geistige Stärke beachten.
L: Dann bekommst du ja noch weniger Punkte
Fallbeispiel 5 – Sprachvermögen /Religion, 11. Klasse
S1: Seit wann bist du eigentlich in Deutschland?
S2: Schon immer
S1: Also wurdest du hier geboren?
S2: Ja, genau.
S1: Achso, weil du so perfekt Deutsch sprichst (S1 dachte, er wäre ein Flüchtling)
Fallbeispiel 6 – Klassenausflug in den Hochseilgarten, 7. Klasse
Ein Schüler traut sich nicht auf den 9 Meter hohen Parcours.
S1: Ach komm schon, wir gehen alle. Sei kein Weichei.
S2: Nee, echt nicht. Ich hab Höhenangst.
S1 lacht: Ohh, er hat Höhenangst. Du bist so ´ne Schwuchtel man…